Veganer sind ideologisch, missionarisch, dogmatisch, religiös, militant

Kurz und Knapp

Alle Bezeichnungen werden in diesem Zusammenhang benutzt um sein Gegenüber und dessen Überzeugung abzuwerten um nicht auf das eigentliche Problem des Tierleids und der Klimaveränderung eingehen zu müssen.

Ideologisch, Missionarisch, Dogmatisch, Religiös, Militant

Alle diese Begriffe dienen nur dazu den Veganismus und den veganen Menschen zu diskeditieren um sich nicht mit dem Gefühl, dass man etwas falsch macht, auseinander setzen zu müssen.

Wenn ich mich an meine Zeit vor dem Vegan sein zurück erinnere, dann habe ich das genau so betrieben. Ich hatte wenig Berührungspunkte mit veganen Menschen, aber mein Urteil stand fest, das sind radikale Spinner, ja sicher auch militant, religiös und missionarisch. Mir war alles recht nur um mich nicht mit dem eigentlichen Problem auseinander setzen zu müssen.

Warum? Weil ich im Februar einen Monat lang ausschließlich vegan gegessen und dabei vor allem eines gelernt habe: Ernährung ist eine Religion. Und Fleischesser sind ihre radikalsten Verfechter.

Lisa Schönhaar

Wenn man sich die Welt mal anschaut, dann sind es eher die Werbesprüche der Tierindustrie, die dogmatisch oder religiös klingen. Omnipräsent ist die Werbung für Fleisch- und Tierprodukte. „Fleisch ein Stück Lebenskraft“, „Die Milch machts“, alles Glaubenssätze, die wissenschaftlich nicht zu halten sind. Ein zu hoher Konsum von Fleisch hat diverse gesundheitlich negative Folgen. Wer anderen diese Bezeichnungen vorwirft sollte mal bei sich selber schauen, wie offen er zu seinem eigenen Konsum steht und wie missionarisch er sich gerade selber aufführt. Immerhin verringern Vegan lebende Menschen nachweislich das Tierleid und ich kenne keinen einzigen Fall wo einem Fleischesser der Veganismus aufgezwungen wurde.

Ideologisch erscheint mir eher die Verteidigung des Fleischkonsums durch Fleischesser. Melanie Joy hat es so ausgedrückt: „Karnismus ist das unsichtbare Glaubenssystem (oder die Ideologie), das Menschen darauf konditioniert, bestimmte Tierarten zu essen. Karnismus ist das Gegenteil von Veganismus, denn ‚Karn‘ bedeutet ‚Fleisch‘ oder ‚aus Fleisch‘ und ‚ismus‘ verweist auf ein Glaubenssystem.“

Hey Veganer, ihr seid militant!

Definition von Veganismus

„Veganismus ist eine Philosophie und Lebensweise, die – soweit möglich und praktikabel – alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeit von Tieren für Nahrung, Kleidung oder andere Zwecke ausschließt und die Entwicklung und Nutzung von tierfreien Alternativen zum Wohle von Tier, Mensch und Umwelt fördert. In Bezug auf die Ernährung bezeichnet es die Praxis, auf alle Produkte zu verzichten, die ganz oder teilweise von Tieren stammen.“

VeganSociety

Es steht also schon in der Definition, dass es keine Religion sondern eine Philosophie ist, die soweit möglich und praktikabel, eingehalten werden soll.

Zum Wesen einer Religion gehört ja der Glaube an bestimmte transzendente Kräfte und das ist ja gerade nicht der Fall. Der Veganismus beruft sich auf wissenschaftliche Fakten (Empfindungsfähigkeit von Tieren, Speziesismus, Klimakatastrophe, multiresistente Keime…).

Und natürlich muss man, wenn es um Leben und Tod geht militant oder zumindest sehr vehement auftreten. Noch nie wurde einem Menschenrechtler vorgeworfen er soll nicht so ideologisch sein. Oder sein Eifer bezüglich der Rechte anderer Menschen wäre fast religiös. Nur weil es nicht um die Rechte und das Überleben von Menschen sondern von Tieren geht versucht man seinen eigenen Konsum so zu verteidigen.

Machen wir doch am Wochenende eine Ausnahme was die Rechte von Menschen angeht. Einmal die Woche darf man einen anderen Menschen misshandeln.

So etwas würde kein vernünftiger Mensch sagen. Wir Vegane Menschen müssen uns sowas aber ständig anhören:

Mach doch am Wochenende eine Ausnahme, wenn du zum Essen kommst!

Wahlweise: Mama, Papa, Freunde und Bekannte

Mein persönlicher Eindruck ist eigentlich meist der gleiche. Ich werde als Projektion benutzt um die eigenen Gefühle sich selber gegenüber schön zu reden. Statt zu sagen, „stimmt, da läuft echt was schief und es ist sicher nicht gut so viele Tiere nur des Geschmackes wegen so leiden zu lassen“ wird derjenige angegriffen, der sich den Tieren gegenüber besser verhält.

Als Veganer nervt man nun mal, nicht zuletzt auch weil man quasi ein wandelnder Vorwurf und ein personifiziertes schlechtes Gewissen ist. Ob man das nun will oder nicht.

Der Artgenosse Youtube

Außer bei „unterlassener Hilfeleistung“ kann man wohl kaum jemandem einen Vorwurf machen, der/die etwas nicht macht. Also die Tiere in Ruhe lässt und sie nicht quält und tötet. Also warum ziehen Veganer*innen so viel Aggression auf sich?

Meiner Meinung nach ist das einfach das eigene schlechte Gewissen. Man macht etwas, von dem man selber weiß, dass es nicht richtig ist (kognitive Dissonanz).

Und manche sind es tatsächlich

Ja, ohne eine gewisse Vehemenz, und für Fleischkonsumenten sicher auch unbequeme Art, werden keine Veränderungen stattfinden. Natürlich ist ein Vegan lebender Mensch der Überzeugung, dass er/sie bezüglich Tierleid und Umwelt besser lebt als ein Fleischesser und das wird er diesem bei Gelegenheit auch mitteilen. Die Reaktion des Fleischessers ist ja eigentlich eine Projektion, wäre er sich sicher, dass es für alle Beteiligten gut ist, Fleisch zu essen, dann hätte er auch kein schlechtes Gewissen und würde sich nicht angegriffen fühlen.

Da mir bis heute noch kein rationales Argument für den Konsum von Tierprodukten mitgeteilt wurde ist es vielleicht auch deshalb für Fleischesser so schwer zu ertragen, wenn auf das eigene Fehlverhalten hingewiesen wird.

Es ist auch nicht ganz leicht sachlich zu bleiben, wenn man einmal verinnerlicht hat, dass so viel Tierleid und auch Klimaproblematik entsteht, nur des Geschmackes und der Gewohnheit wegen. Wenn man das gegenüber stellt, dann ist militant, ideologisch, missionarisch, dogmatisch und religiös vielleicht sogar noch zu wenig.

Alles nahe der Verzweiflung kann da nur hilfreich sein.

Erreichen wir so die Fleischesser?

Viele Diskutanten werfen den vegan lebenden Menschen vor, dass sie mit einem so „aggressiven“ Auftreten die Fleischesser brüskieren und somit der „Sache“ wenig dienen. Die würden sich dann verschreckt ein Schnitzel in die Pfanne schmeißen und sich dann den rationalen Argumenten verweigern.

Ich kann verstehen, dass man lieber positiv angesprochen werden will, wenn man auf etwas hingewiesen wird, dass man ändern sollte. Nur zeigt uns ja die Vergangenheit, dass ein Umdenken anscheinend nur geschieht wenn die Menschen sich die Wahrheit über unseren Umgang mit Tieren vergegenwärtigen. Wegschauen und verdrängen ist ja schon der Normalfall. Es ist also der Normalfall, dass rationale Argumente des Tierleidkonsums verdrängt werden. Wie soll man solche Menschen dann noch erreichen?

Um mich nicht missverständlich auszudrücken, ich will versuchen die Menschen auch mit gewaltfreier Kommunikation zu überzeugen. Wenn das aber in veganes Bullshitbingo ausartet (was wirklich häufig passiert) dann sollte man sich die Zeit einfach sparen. Solche Menschen wird man nicht überzeugen und die Zeit ist überall woanders besser investiert. Ich vermeide daher so Ausdrücke wie Fleischfresser, Kadaver, Mörder… das ist meiner Meinung nach einer Diskussion um die Sache nicht förderlich. Persönlich bin ich aber auch der Meinung, ohne radikale Auslegung von Philosophien würde sich viel weniger ändern. Es muss daher die gemäßigten Diskutanten wie auch die Radikalen geben.

Veganer sind extrem

extrem friedlich,
extrem gesund,
extrem umweltfreundich,
extrem menschenfreundlich und
extrem tierfreundlich

Bei der Überschrift könnte man meinen, Veganer wären gewalttätig, meist bezieht sich diese Aussage aber auf Diskussionen im Netz oder im privaten Bereich. Mir persönlich ist noch kein gewalttätiger veganer Mensch aufgefallen. Die Gewalt geht meist indirekt von den Fleischessern aus, da diese ja die Gewalt den Tieren gegenüber, zumindest billigend in Kauf nehmen und beauftragen.

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