Kurz und knapp
Was ist besser, wenn man für viel Tierleid und Tod verantwortlich ist oder für möglichst wenig?
Würde man einem Menschenrechtler vorwerfen, er fühle sich moralisch überlegen?
Fühlen sich Vegan lebende Menschen überlegen?
Man lebt nicht Vegan, um sich überlegen zu fühlen. Man lebt Vegan, weil man weiss, dass man nicht überlegen ist.
Das wird den Veganer*innen auch gerne zum Vorwurf gemacht, auch wenn sie es gar nicht ausdrücken. Wahrscheinlich ist das eine Projektion des eigenen Gewissens. Hat man ein Wertesystem, in dem man für so wenig wie möglich Leid an Lebewesen verantwortlich sein will, dann ist es natürlich besser man quält und tötet weniger Tiere als mehr.
Für den Konsum von Tierprodukten gibt es leider keine wirklich guten Argumente. Wenn man es sich genau überlegt bleiben da nur noch Geschmack und Gewohnheit. Beide können gegenüber ethischen Überlegungen und bezüglich der drohenden Klimakatastrophe nicht wirklich überzeugen.
Ob man sich dabei aber überlegen fühlt oder nicht, macht in der Sache an sich keinen Unterschied. Omnivoren sind für sehr viel Tierleid und Tod verantwortlich und können sich nicht aus der Verantwortung stehlen indem sie eine Täter Opfer Umkehr versuchen. In manchen Diskussionen fühlt es sich so an als ob die Omnivoren nicht auf Fleisch und Tierprodukte verzichten könnten, weil die Veganer ihnen die Folgen ihres Konsums vergegenwärtigen.
Überheblichkeit liegt ja im Auge des Betrachters. Natürlich ist es nicht schön, wenn man auf das Tierleid hingewiesen wird, für das man verantwortlich ist. Das ist aber nicht überheblich sondern nur ein Hinweis auf das eigene Verhalten. Meist wissen die Omnivoren selber sehr genau, wie schädlich ihr Verhalten bezüglich Tierleid und Klimakatastrophe ist. Sie verdrängen es einfach, bis ein Vegan lebender Mensch daher kommt und sie, allein mit seiner Anwesenheit, mit der Nase darauf stößt.
Was ist moralisch besser?
Und wenn man es mal ganz von außen betrachtet, was ist moralisch verwerflicher? Viele Tiere zu töten, oder zu versuchen so wenig wie möglich Tiere leiden und töten zu lassen?
Und natürlich fühlt man sich besser, wenn man so wenig wie möglich für Tierleid und Tod verantwortlich ist, als jemand, dem das augenscheinlich egal ist.
Omnivore versuchen ein Narrativ zu erstellen indem es keine Einordnung von moralischen Werten gibt. Also, wenn ich schon für eine tote Fliege auf der Windschutzscheibe oder tierischen Nebenprodukten in meinem Smartphone verantwortlich bin, dann soll es keine Rolle mehr spielen wenn täglich Millionen Tiere für den menschlichen Gaumengenuss gequält und getötet werden.
Wenn ich ehrlich bin, hat das lange Zeit gut funktioniert mich mit diesem Argument wegzudrücken. Da ich es immer vermeiden wollte, also politisch korrekt, mich über andere Menschen zu stellen.
Wenn ich heute darüber nachdenke, dann ist ja gerade die ethische Überlegung, dass man fühlende Lebewesen nicht so behandeln darf, die mich zum Veganismus gebracht hat. Wenn ich mich damit nicht besser fühlen würde, würde ich nicht vegan leben.
Was für ein Quatsch, jemandem vorzuwerfen er würde weniger Tierleid verursachen.
Vabian
Die Überheblichkeit entsteht im Kopf des Fleischkonsumenten, da er selber genau weiß wie widersprüchlich sein eigenes Verhalten ist (Kognitive Dissonanz).
Wie immer sollte man einfach Verantwortung für sein eigenes Handeln übernehmen. Wer Fleisch und Milchprodukte isst, der ist auch für das dadurch entstehende Leid verantwortlich.
Eigentlich besteht da ja Einigkeit
Wenn ich so in die Runde frage, oder beim Grillen erklären muss warum ich kein Fleisch esse, wird mir ja auch immer bestätigt, dass man ja wenig Fleisch, und wenn dann nur vom Metzger seines Vertrauens und vor allem auch Bio essen würde.
Warum sollten Fleischesser das so betonen müssen, wenn sie nicht selber der Überzeugung wären, dass Tierleid etwas Schlechtes ist?
Ein Vegan lebender Mensch zeigt einem sein schlechtes Gewissen einfach nur durch seine Anwesenheit auf. Manchmal habe ich den Eindruck man muss überhaupt nichts sagen um dieses Gefühl zu erzeugen.
Ein Omnivore, der von seiner eigenen Moral und seinem entsprechenden Handeln überzeugt ist, der sollte sich nicht moralisch schlecht fühlen.